Unser Besuch erfolgte an einem Samstagmittag, ca. 13:00 Uhr. "Sie haben nicht reserviert...?" wurden wir begrüßt. Das schien ein schwieriger Fall zu sein. Es wurde etwas ratlos im Reservierungsbuch geblättert, dann entschwand man wortlos und ließ uns stehen. Das Lokal war zu etwa zwei Dritteln besetzt, und es war wohl nicht zu erwarten, dass um diese Zeit am Samstag noch der große Mittagsansturm einsetzen würde (ist auch nicht geschehen, nach uns kamen kaum noch Gäste). Wir standen 2-3 Minuten herum, wurden dann zu einem Tisch geleitet, hinter dem mehrere leere und offensichtlich nicht reservierte Tische waren - es gab also mehr als genug Platz. Dort saßen wir dann mindestens 5 Minuten, während 6 oder 7 Mal Service-Damen in braunen Schürzen vorbeischwebten, die Tische musterten - und wieder verschwanden. Offenbar war es nicht deren Aufgabe, den Gästen eine Speisekarte zu reichen - dies ist wohl dem Chef de Rang vorbehalten. Dieser sammelte am Nebentisch Speisekarten ein, kam aber auch nicht auf den Gedanken, vielleicht zwei davon an uns weiterzugeben. Er nahm alle wieder mit. Wir begannen uns gerade unsichtbar zu fühlen, als er dann doch Zeit fand, uns welche zu überbringen.
Wein und Bier kamen schnell und waren gut und richtig temperiert. Das versprochene Wasser zum Wein musste allerdings reklamiert werden.
Dann kam das Essen: Das Kalbsbeuschel hätte so viel Potenzial gehabt, zartes, saftiges Fleisch - aber alles, was man schmecken konnte, war 1. Sellerie, 2. Sellerie und dann nochmals Sellerie. Hätte man ein Drittel davon verwendet und wäre eine Spur sparsamer mit dem Essig gewesen, wäre es ein sehr gutes Gericht gewesen. Was hat sich der Koch dabei nur gedacht? Selleriebeuschel? Und leider setzte sich das Drama beim Wienerschnitzel fort: Ein gutes kann man einfach mit der Messerkante zerteilen. Leider war das Kalbfleisch staubtrocken, teilweise durchzogen und musste regelmässig zersägt werden und kaute sich dementsprechend. Kein Vergnügen! Immerhin war die Optik perfekt, aber lieber wäre es uns umgekehrt gewesen. Der sehr süß schmeckende Kartoffelsalat dazu ist Geschmackssache. Die Portionen waren ordentlich und die Preise sind dem an sich leicht gehobenen Niveau des Lokals angemessen, diesbezüglich gäbe es nichts zu klagen.
Während des Essens patrouillierten weiterhin die braungeschürzten Damen auf und ab - aber auf das leere Weinglas wurde nicht reagiert, ein aktiver Kommunikationsversuch blieb unbemerkt, aber die Chefin nahm unseren Wunsch nach einem weiteren Glas an, das auch sehr schnell kam.
Es war unser erster Besuch dort, und leider wird es auch der letzte sein. Neben der schwachen Vorstellung der Küche fühlten wir uns auch nicht sehr willkommen. Schade - sicherlich ist es nicht immer so, denn ansonsten hätte es wohl keine Haube gegeben.