Burg Bernstein ist kein Hotel im eigentlichen Sinne - man fühlt sich als zahlender Gast der Familie - die Gäste leben mit der charmanten Besitzerfamilie und andersherum. Es gibt daher glücklicherweise keine klassische Rezeption und kein "Menue a la carte" in einem Restaurant, sondern ein "Table d´ hote", also allabendlich ein Dreigängemenü, dass von der gleichermaßen natürlich-fröhlichen wie dezent-vornehmen Dame des Hauses ausgewählt und selbst zubereitet wird. Im Renaissancesaal oder im Burghof werden bei Kerzenschein traditionelle österreichische Köstlichkeiten serviert, die ohne Aromastoffe, bemühte Exotik und pseudophantasievolle Namen auskommen. Tafelspitz, Mohnkuchen, Lamm mit Speckböhnchen, Rindsbouillon mit Eierstich sowie ein fast erschreckend gutes Zitronensoufflé verwöhnen der Gaumen - es werden überwiegend regionale Produkte verarbeitet. Serviert wurde dieses Mal von Erasmus, dem Sohn der Familie, der seine Semesterferien auf der Burg verbringt, um tatkräftig und charmant mitzuhelfen. Die Besitzerfamilie hat ihr Leben dieser Burg gewidmet - zwischen Mai und Oktober kümmern sich die Almásys um ihre Gäste und akzeptieren eingeschränkte Privatsphäre und wenig Freizeit; in den Wintermonaten müssen dann die ständig anfallenden Reparaturarbeiten erledigt werden.
Eine besondere Freude ist es, dass der interessante und interessierte Hausherr seine Gäste allabendlich, und gelegentlich auch beim Frühstück, zu einem anregenden Plausch an den Tischen aufsucht. Länger verweilende Besucher können in den Genuss einer Burgführung mit ihm kommen. Burg Bernstein ist jedoch nichts für Leute, die vergoldete Plastikaccessoires, vegane Fusionsküche und Beachurlaub für Luxus halten. Bernstein bietet stattdessen den Luxus einer vergangener Zeiten – man lebt in Mauern und Möbeln verschiedener Epochen – das Inventar der Burg ist authentisch, denn es wurde nicht wahllos auf Antiquitätenmessen zusammengekauft, sondern größtenteils für die ehemaligen Bewohner der Burg angefertigt. Großartig ist, dass Bernstein trotz all seiner kunsthistorischen Kostbarkeiten nicht zum Museum erstarrt ist. Die Bewohner Bernsteins lieben die Tradition ohne reaktionär zu sein – dadurch entsteht eine einzigartige Atmosphäre, in der sich entspanntes Traditionsbewusstsein und aufgeklärte Intellektualität mischen.
Die Absenz von Fernseher, Stereoanlagen und ständig dudelnder Hintergrundmusik trägt zur balsamischen Ruhe des kleinen Kosmos bei. Das Burgtor wird nachts geschlossen, aber es gibt keine Schlüssel für die Gästezimmer, wodurch die Atmosphäre noch familiärer wird. Der Burggarten und die mächtigen Ringmauern laden zu einem Spaziergang und dem Betrachten der Aussicht über das Tauchertal und einiger botanischer Kostbarkeiten ein. Kinder haben reichlich Möglichkeiten, herumzutollen. Man sich auch im hauseigenen Schwimmbad vergnügen oder im Burghof Tee oder Kaffee trinken. Bei Regenwetter können sich die Gäste in den Kaminzimmern aufhalten, wo man in Ruhe lesen oder mit anderen Gästen ins Gespräch kommen kann. Aber auch außerhalb der geschichtsträchtigen Mauern gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich zu unterhalten und beschäftigen – es gibt viele Naturlehrpfade und ein recht ausgedehntes Netz an Wanderwegen, zahlreiche Schlösser und Museen. Wem die Stadt fehlt, kann einen Abstecher ins hübsche Eisenstadt oder notfalls auch nach Wien machen, das mit dem Auto in knapp 1,5h erreichbar ist. Für Naturfreunde ist der nah gelegene Neusiedler See durch den die österreichisch-ungarische Grenze verläuft ein Muss.
Für uns ist Burg Bernstein der schönste Urlaubsort der Welt.