Zunächst einmal soll vorausgeschickt sein, dass wir keine verwandtschaftlichen oder geschäftlichen Beziehungen zu dem Hotel haben und keine wirtschaftlichen Interessen bestehen. Wir waren das erste Mal auf der Insel.

Langeoog ist eine Familienferieninsel. Das bedingt, dass hier sehr viele Kinder ihren Urlaub mit ihrer Familie verbringen. Dies wiederum führt dazu, dass diese Kinder ihre Fröhlichkeit oder ihr Unbehagen bisweilen spontan teilweise auch lautstark zum Ausdruck bringen.
Ich vermerke das, weil einige Rezensenten als Kritik anführen, das Hotel sei hellhörig. Unabhängig von der temporären Lautsprecherei der vorgenannten kleinen Menschen möchte ich darauf hinweisen, dass im Gegensatz zur eigenen Behausung schon von der unterschiedlichen Nutzung her Lautstärkeunterschiede zu erwarten sind. Denn während üblicherweise beim gemeinsamen Aufenthalt frühmorgens im heimischen Schlafzimmer die angrenzenden Räume wie Küche oder Wohnzimmer vermutlich unbenutzt sein dürften, hält sich im Hotel normalerweise jemand direkt links und jemand anderes rechts im Nachbarzimmer auf. Und das wiederum bedingt ab und an bei deren frühmorgendlichen Aktivitäten einen gewissen Lärmpegel. Aber dieser Umstand hat - zumindest nicht in aller Regel - mit der Hellhörigkeit eines Hotels zu tun.
Wer schon einmal in einem 3-Sternehotel in der Stadt der Liebe genächtigt und dort der Aktivität von vermutlich zweier Menschen beiderlei Geschlechts bei dem Bemühen, dem hier genannten Attribut gerecht zu werden, unfreiwillig Anteil genommen hat, weiß, wovon ich rede.

Zur Lage des Hotels kann man mit Fug und Recht darauf verweisen, dass das Nordseehotel Kröger zentral liegt. Jedoch relativiert sich der Wert der „zentralen Lage“ für an einer Buchung Interessierte mit Hinblick auf die Größe des Sprengels. Denn dieser Weiler mit etwas über 1.000 Seelen mag in seinem Zentrum immerhin mit einer „Mainstreet“ - also Hauptstraße - aufwarten. Allerdings hat zB. New York unbestritten mit seinem Times Square eine wirkliche Mitte und rechtfertig damit auch höhere Preise als meinethalben im beschaulichen Langeoog. Denn auf der Insel durchmisst man das Städtchen Langeoog zu Fuß von den Suburbs kommend bis zum Hotel in gut 10 Minuten, wogegen man in New York in der gleichen Zeit noch nicht mal einen Häuserblock durchschritten hätte. Da relativiert sich das Argument der zentralen Lage mit Hinblick auf den erwarteten Zimmerpreis doch ziemlich.

Das Nordseehotel Kröger verströmt eine gewisse Beschaulichkeit, was schon durch die vergleichsweise kleine zur Fußgängerzone gerichtete Fassade deutlich wird. Das bedingt auch, dass das Gebäude im Wesentlichen nach hinten, also von der Straße weg, erbaut wurde. Dadurch ist für eine große Mehrheit der Gäste der Straßen“lärm“ kein Thema. Von Lärm kann übrigens bei fehlendem Auto- und Mopedgeknatter kaum die Rede sein. Das Haus wurde vor ein paar Jahren renoviert. Die Zimmer sind mit Betten ausgestattet, die ein entspanntes Schlafen zulassen. Zu kritisieren gibt es gegebenenfalls die Zimmergröße im Vergleich zu dem Zimmerpreis. Wir hatten schon deutlich geräumigere. Auch das Bad ist mit wenigen Schritten durchmessen, aber funktional. Das Haus wurde vor Jahrzehnten erbaut und es fehlt ihm ein Aufzug. Das ist gerade für Hauptberufliche Fußhochleger, umgangssprachlich „Rentner“ genannt, nicht immer eine große Freude. Das lässt sich aber wegen der Baulichkeit und dem Aufwand, den ein nachträglicher Einbau eines Aufzuges auslösen würde, nur schwerlich vermeiden. Man frage nach Hilfe beim Tragen des Reisegepäcks. Man muss und sollte es gegebenenfalls nicht selbst erledigen. Die Zimmer werden zuverlässig gereinigt. Gebrauchsspuren sind bei einem nicht mehr taufrischen Neubau zu erwarten und kein Mangel.

Es wird vereinzelt kritisiert, dass das Haus die Kriterien eines 4-Sternehauses nicht erfüllt. Das mag sein, ich kenne den Anforderungskatalog nicht. Ich kann aber ganz sicher sagen, dass wir schon in Hotels zu Gast waren, die zwar den ein- oder anderen Gimmick vorhielten, in denen wir uns aber bei weitem nicht so wohl gefühlt haben wie hier.
Das liegt auch und vor allem am Personal.

Die Mitarbeiter/innen sind allesamt bemüht, den Gästen einen schönen Aufenthalt zu bereiten. Sie sind ganz offensichtlich gut ausgebildet, freundlich und aufmerksam. Letzteres erfuhren wir mehrfach. So sah eine Mitarbeiterin, dass wir in einer Gruppe von 5 Personen wohl einen Tisch auf der Terrasse gesucht haben, aber zunächst keinen bekamen, weil die Tische belegt waren. Wir nahmen also im Gastraum Platz. Kurze Zeit später erschien sie bei uns am Tisch und machte uns darauf aufmerksam, dass gerade ein Tisch draußen frei wird. Ohne dass darüber geredet worden war hat sie unseren Wunsch erkannt und uns eine Freude gemacht - mitgedacht, nennt man das.

Das Personal trägt karierte Hemden/Blusen und im Haus findet man vor allem im Gaststättenbereich das ein- oder andere Geweih an der Wand. Ein Teil der Gaststätte ist mit viel Holz in eine gemütliche „Berghüttenatmosphäre“ verwandelt worden, sodass man sich fast in alpenländischem Umfeld verortet. Denjenigen Erholungssuchenden unter uns, die ihren Urlaub dem Leitspruch „lieber einmal Stubai als zweimal Dubai“ folgen lassen, also eher das Konservative, Althergebrachte suchen, werden ggfs. etwas verstört auf die Trophäensammlung reagieren. Alle anderen werden die Atmosphäre vor allem als gemütlich empfinden. Und übrigens ist das Leitthema der Jagd nicht nur ein gestalterisches Element im Haus, sondern es führt die Gäste auch zu einem wesentlichen Aspekt, der die Speisekarte vielfältig bereichert. Denn hier findet man so manches Wildgericht, denn Wildbret von der Insel wird hier gern und in einer ausgesprochen guten Qualität angeboten.

Wir haben im Haus abends hervorragend gegessen. Die Speisen sind stimmig komponiert und angerichtet, die Qualität ist wirklich ausgezeichnet und der Service auch. Alle Weine auf der Karte werden auch glasweise ausgeschenkt, was einmal zu einer größeren Auswahl führt, aber eben auch zu größerem Genuss. Und überhaupt; das Kulinarische…
Je länger das Leben, desto größer der Erfahrungsschatz. Das stimmt meistens und in meinem Fall kann ich sagen, dass ich schon so manchem Frühstücksbuffet angesichtig wurde. Aber dieses hier ist wirklich herausragend. Eine solche Fülle und Qualität von Lebensmitteln hat sich mir des morgens nach meiner Erinnerung noch nicht angeboten. Das kann man nicht besser machen. Das Hotel bietet dies auch den „Außerirdischen“ an, also Gästen von außerhalb, die nicht im Hotel wohnen. Und das für 22 Euro. Wir halten dies für ausnehmend preiswert für das Gebotene.

Und damit komme ich auch schon zum letzten Aspekt meiner Bewertung, zum Preis. Alles zusammengenommen meinen wir, dass der Hotelpreis angemessen ist. Auch ich habe einige wenige Dinge weiter oben angesprochen, die man ggfs. noch verbessern könnte (kein Aufzug, kleine Zimmer, kleines Bad). Der weitaus überwiegende Teil eines gelungenen Urlaubsaufenthaltes hat mit der Freundlichkeit, mit der Gemütlichkeit, mit der Gastronomie und der Sauberkeit eines Hotels zu tun. Und all diese Aspekte findet man im Nordseehotel Kröger in allerbester Weise umgesetzt. Und deshalb finden wir den Preis auch angemessen und würden bei einem möglichen weiteren Urlaubsaufenthalt wieder sehr gern hier wohnen.
Wir würden es Ihnen auch empfehlen!