Der Städtetourist in Wien hat wohl nicht die zeitlichen Ressourcen um dem Wiener Tramway Museum einen Besuch abzustatten. Zu kurz anberaumt wird der Aufenthalt in der Donaumetropole sein. Schade, denn diese irgendwie „versteckte“ Institution in Sachen „Geschichte des öffentlichen Verkehrs“ in Wien verdient sich eine Aufwartung.
Wien ist mit seinem ziemlich dichten Netz an öffentlichem Verkehr in Europa Vorbild gebend. So glaube ich, dass nur die russische Hauptstadt ein ausgedehnteres Angebot vorzuweisen hat. Und auch trotz manch Jammerei, kann bei diesem Angebot nicht von „teuer“ gesprochen werden. Zeit sollte sich der Besucher in diesem renovierten Backsteinbau im dritten Wiener Gemeindebezirk auf jeden Fall nehmen. Hier lächelt einem Geschichte, Tradition und die Vergangenheit förmlich entgegen. Ob Interesse an der Technik oder an Geschichte, beides zeigt sich hier dem interessiertem Besucher. Mittels gut gestalteter interaktiver Themeninseln wird so einiges zum Thema näher gebracht. Irgendwie schreitet man hier durch die letzten 150 Jahre der Geschichte Wiens. In dieser Stadt lassen sich die Leistungen im Öffentlichen Verkehr nicht leicht von der Stadtentwicklung trennen.
Von der Pferde- über die Dampftramway bis zur Niederflurstraßenbahn wird hier eine Reise durch den Fuhrpark geboten. Der Aufbau von der Jahrhundertwende bis zum fatalen Niedergang in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs. Der vor allem von den Kindern geliebte Stockbus (heute leider nicht mehr im Einsatz), welche der Schreiber dieser Zeilen noch miterleben durfte, die Klasse der „Amerikaner“ welche nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Vereinigten Staaten angeschafft wurden um den Fuhrpark aufzubauen oder auch jener Bus, welcher die Reichsbrücke überquerte als diese in den Fluten der Donau unterging. So nebenbei erwähnt jener Tag an dem Niki Lauda seinen folgenschweren Unfall am Nürburg Ring hatte.
Auch die Stadtbahn (eines der Hauptwerke des Architekten Otto Wagner) grüßt hier aus der Vergangenheit und wird bei so manchem Besucher etwas Melancholie hochsteigen lassen. Das Abläuten, der Geruch des mit Öl eingelassenen Holzbodens, die zugigen Wagen. Nicht zu vergessen, und sicherlich ein Highlight hier in der Remise, der U-Bahn-Simulator. Nicht nur Spaß für die kleinen Besucher.
Führungen für Schulklassen, Familien oder auch individuell abgestimmt sind nur zu empfehlen. Über 100 historische Fahrzeuge laden ein in die „Geschichte einer Erfolgsgeschichte“. Von einem aus Ehrenamt und mit viel Herzblut begonnener Idee ist ein wirklich gelungenes Museumsprojekt entstanden.