Wandert man von Au aus hoch zum Annalperjoch auf knapp 2000 m ü.NN, sind das anstrengende 1200 Höhenmeter, die es erst einmal zu bewältigen gilt. Selbst wenn man unterwegs in der liebenswerten Bergkristallhütte einkehrt, hat man spätestens nach dem langen Abstieg wieder so richtig Hunger.
So erging es uns an einem feuchtwarmen Samstag Ende Juli. Nach überstandener Tagestour (inkl. Gewitter und Starkregen) hatten wir am Abend in dem von der Familie Zündel geführten Schrannenhof im benachbarten Schoppernau zwei Plätze reserviert.
Da wir nicht in einem der hübsch eingerichteten Apartments übernachtet haben, bezieht sich der Bericht ausschließlich auf das gemütliche, mit viel Holz ausgestattete Restaurant. Ausgezeichnet mit dem AMA-Gastrosiegel „Vorarlberg“ werden in den beiden urigen Stuben, die durch einen imposanten Barbereich voneinander getrennt sind, sorgfältig zubereitete Produkte aus der Region verwendet.
Woher die Zündels ihre Zutaten beziehen, wird auf der ersten Seite der Speisenkarte genau aufgelistet. Fleisch, Milch, Butter und Käse kommt überwiegend aus der hauseigenen Landwirtschaft. Auf so viel Transparenz in Sachen Produktherkunft trifft man selten. Das klang nicht nur nachhaltig, sondern auch sehr sympathisch.
Das Speisenangebot war äußerst vielfältig, wenn auch der Schwerpunkt klar auf kernigen Fleischgerichten lag. Allein sieben verschiedene Suppen warteten auf Freunde gehaltvoller Vorspeisen. Bei den Hauptgerichten versprachen appetitanregende Deftigkeiten gutbürgerliche Fleischfreuden. Geschnetzeltes vom Hofrind nach Jäger-Art und das mit Käse und Landrauchschinken gefüllte Cordon Bleu vom heimischen Schweinerücken sind zwar nichts für den veganen Kostgänger, kommen aber bei Regionalfleischverehrern gut an.
Natürlich stehen auch Käsknöpfle, Käserösti, Käse-Toast und Käsefondue auf dem Speisezettel. Schließlich sind wir hier in Schoppernau, einer wichtigen Station auf der Käsestraße Bregenzerwald. Mit dem „Echo der Berge“ – wie man die köstlichen Erzeugnisse aus der ortsansässigen Bergkäserei auch nennt – lässt sich die heimische Alpenküche auf ganz besondere Art und Weise veredeln.
Für Gäste, die eher leichtere Kost bevorzugen, standen eine Handvoll Salate sowie ein paar Forellengerichte bereit. Auch das Angebot für die Kleinen konnte sich sehen lassen. Mit Schnitzel, Spaghetti, Klapptoast und Co. war auch für den Nachwuchs bestens gesorgt.
Wir saßen an jenem Abend in einem gemütlichen Gastraum, dessen Wände und Decke komplett mit hellem Holz verkleidet waren. Der stattliche Ofen inmitten der guten Stube war natürlich Ende Juli nicht in Betrieb. Es war auch so warm genug in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Lokal. Wertiges Holzmobiliar komplettierte das alpenländisch geprägte Landhausambiente, das von schlichten Hängeleuchten in angenehmes Licht getaucht wurde.
Nach der anstrengenden Wandertour mussten wir zuerst unseren Flüssigkeitsverlust kompensieren. Dies gelang mit einer großen Flasche Mineralwasser (0,7l für 4,80 Euro) und zwei Gläsern Egger Bier (0,3l für 3,10 Euro / 0,5l für 3,90 Euro). Vorneweg sollten zwei Frittatensuppen (jeweils 4 Euro) den Salzgehalt im Körper wieder auf Normallevel bringen. Bei einer bestand die bei uns „Flädle“ genannte Suppeneinlage sogar aus Dinkelmehl.
Schon beim Betreten des Gasthauses fiel mir die neben dem Eingang hängende Schiefertafel mit den Tagesangeboten auf. Zum Braten vom Hofschwein gab es Tagliatelle und Salat für faire 13,90 Euro. Auch eine Frikadelle vom Hofkalb wurde in Begleitung von Pommes frites (11,90 Euro) oder einem gemischten Salat (12,90 Euro) offeriert.
Die Entscheidung fiel mir bei all den verlockend klingenden Hauptgerichten schwer. Schließlich wählte ich doch den Schweinebraten vom Tagesangebot, während sich meine Frau das mit Landrauchschinken und Schoppernauer Bergkäse zubereitete Omelette an bunt-gemischtem Salat (11,80 Euro) aussuchte.
Die Dame vom Service hatte an diesem Abend alle Hände voll zu tun. Das hatte manchmal den Anschein von Abfertigung, war jedoch dem Hochbetrieb im Lokal geschuldet. Später, als die meisten Gäste schon den Rückzug angetreten hatten, war sie deutlich entspannter und es entwickelte sich ein netter Plausch mit ihr.
Meine vor Hitze blubbernde Frittatensuppe hatte neben ihrer gehörigen Mehlspeiseneinlage etwas zu viel Salz abbekommen. Meiner Frau fiel das schon beim ersten Löffel auf. Positiv formuliert, war damit unser Salzbedarf fürs Erste gestillt. Mehr Rindergeschmack wäre dennoch wünschenswert gewesen. Die Frittaten gerieten dagegen tadellos. Hausgemachte Suppeneinlagen wie diese sind gar nicht hoch genug zu loben.
Der in einer kleinen Glasschale gereichte Beilagensalat erfreute durch seine Zutatenfrische, blieb aber durch sein profanes Joghurt-Dressing eher blass. Das mit etwas frischem Schnittlauch bestreute Schinken-Käse-Omelette meiner Frau hatte von seiner Portion her sättigendes Hauptspeisenformat. Ihr Salat lag neben dem rustikalen Pfannengericht auf dem Teller. Käse und Schinken verliehen dem Eierfladen die nötige Würze. Ein veritabler Sattmacher zu zivilem Preis.
Die vier mit sicherer Hand bereiteten Scheiben vom Schweinebraten badeten in delikat abgeschmeckter Bratensoße. Ein erkleckliches Häufchen Bandnudeln bevölkerte indes die andere Hälfte des Tellers. Leider fielen Letztere ein wenig zu weich aus. Aber der Al-Dente-Anspruch kursiert ja in den seltensten Fällen in gutbürgerlichen Gasthäusern. Das Fleisch hingegen geriet herrlich saftig. Anscheinend hatte man nicht das trockenste Stück vom Hausschwein dafür ausgewählt. In der Summe war das einfache Hausmannskost ohne Tralala, die mit ordentlich Schmackes auf den Tisch kam.
Trotz der beiden nicht gerade schüchtern portionierten Hauptspeisen hatten wir noch Lust auf einen süßen Abschluss. Angefixt vom Kaiserschmarrn, der am Nachbartisch seine Abnehmer fand, fragten wir zaghaft nach, ob denn die Küche noch eine Portion für uns zubereiten würde. Sie tat es trotz der späten Stunde und wir genossen die wohl bekannteste Süßspeise der österreichischen Küche in vollen Zügen.
Der zerteilte und mit Puderzucker bestäubte Palatschinkenteig hatte genau die richtige, noch leicht süffige Konsistenz, die ich an ihm so mag. Knusprige Hülle, weicher Kern - eine Rechnung die auch hier hervorragend aufging. Die aus der Butterpfanne gehobene Nationalmehlspeise war ein würdiger Abschluss und wäre sicherlich ganz im Sinne von Kaiser Franz Joseph I. gewesen.
Zufrieden und rundum gesättigt verließen wir recht spät das Gasthaus im Schrannenhof. Mit wieder aufgefüllten Kraftreserven für die nächste Wanderung ging es zurück nach Au. Für Freunde grundsolider Hausmannskost gehört ein Besuch im Schrannenhof zum Schoppernauer Pflichtprogramm.